raum:geben – Wir erstatten Online-Protokoll
Zum viertel Mal saßen wir gestern (10.08.15) mit Menschen zusammen, die sich zum Thema Flüchtlingshilfe engagieren. Um Euch auf dem Laufenden zu halten und die Möglichkeit zu geben, zu unterstützen, erstatten wir hiermit Protokoll, beantworten häufige Fragen und berichten über konkrete Projekte/Themen, die besprochen wurden.
1. Kurzer Status Quo
2. FAQ / Engagement-Felder
3. Suche / Biete / Denke
4. Arbeitsgruppen
5. Nächste Termine
6. Wertvolle Links
1. Kurzer Status Quo (Stand 27.04.)
Unterkunftssituation: In der Gemeinschaftsunterkunft Satower Straße sind 300+ Geflüchtete untergebracht, obwohl sie eigentlich auf 285 Personen ausgerichtet ist und nur zu 75 % ausgelastet sein sollte. Hier sind 6 Betreuer*innen eingesetzt. Die Feuerwache ist für bis zu 32 Menschen vorgesehen. In dezentralen Wohnungen sind weitere 300+ Menschen untergebracht, hier sind nur 2 Betreuer*innen eingesetzt. Eine zweite Gemeinschaftsunterkunft ist geplant. Die Menschen kommen überwiegend aus Albanien, Serbien, Ghana, Somalia, Syrien und der Ukraine.
Das Projekt Integrationslotsen liegt bei der Sozialen Initiative e.V. – bisher gibt es dazu noch keine weiteren Informationen zu finden. Kontingentflüchtlinge werden ¼ Jahr betreut – Lotsen sind Ansprechpartner, die für 3 Monate bereit gestellt werden.
Kommunikation: um die Informationen und Initiativen gesammelt zu präsentieren, wird eine Online-Plattform aufgestellt. Bisher dient die Facebook Gruppe raum:geben – Bringing People together als Kommunikationskanal.

Foto: Frank Schlößer, www.das-ist-rostock.de
2. FAQ / Engagement-Felder
Frage: Was brauchen die Geflüchteten am dringendsten?
Neben Sprachkursen und Kindebetreuung ist es sehr wichtig, die Geflüchteten aus ihrem Umfeld abzuholen und sie in das gesellschaftliche Leben einzubinden. In Städten wie Leipzig gibt es hierfür z. B. das Patenschaftsprojekt.
Frage: Welche Freizeit-Aktivitäten können und sollen wir durchführen?
Hier gilt, dass ihr sehr viel erreichen könnt, wenn ihr Dinge tut, die Euch selbst Spaß machen. Denkt daran, ehrenamtliche Tätigkeiten können sehr viel Kraft kosten. Wenn ihr z. B. Freizeitaktivitäten plant, die ihr gerne macht, habt nicht nur ihr selbst noch mehr davon, sondern auch die Teilnehmenden spüren Eure Energie. Keine Aktivität ist „umsonst“, ganz im Gegenteil! Bei uns im projekt:raum führen wir als Satellit der Berliner Initiative Über den Tellerrand kochen einen regelmäßigen kulturübergreifenden Kochabend durch, um in Austausch zu bringen und Freiräume zu schaffen.
Frage: Könnt ihr uns die Kontakte der Sozialarbeiter*innen für dezentrale Unterkünfte mitteilen, sodass wir Teilnehmende für unsere Angebote erreichen?
Nach Rücksprache mit den Ansprechpartner*innen möchten wir Euch bitten, Eure Freizeitangebote an uns zu schicken oder sie direkt in die Facebook-Gruppe zu kommunizieren. Bei Interesse nehmen wir Euch in die raum:geben Mailingliste auf, durch die ihr gesammelt alle bisherigen Teilnehmenden erreicht. Diese sind zum Teil bereits aktiv und teilen jederzeit Kontakte zu möglichen Teilnehmenden mit Euch. Interessiert an der Mailingliste? Schickt uns eine kurze Email.
Frage: Wie kann Entalstung für Sozialarbeiter*innen geschaffen werden?
Bereiche, die immer Unterstützung brauchen, sind das Sortieren von Kleidern, Hausaufgabenbetreuung, Krabbelkurse, Sprachkurse. Wendet Euch hierfür am besten an das Ökohaus. Wichtig ist, dass Euer Engagement keine Eintagsfliege sein sollte. Es ist okay, wenn ihr nicht viel Zeit mitbringen könnt, aber hier ist eine Regelmäßigkeit wichtig, um Beziehungen aufbauen zu können und beispielsweise bei dem Sortieren von Kleidern häufige Einarbeitungen zu vermeiden.
3. Suche/Biete/Denke
Suche
Kommuniziere Deine Antwort sofort in die Facebook-Gruppe oder an kontakt@projekt-raum.info
- Referent zum Thema Massenunterkünfte für die PIA Tagung
- Teilnehmende für zweiten Schwimmkurs + weibliche Schwimmtrainerin für einen Frauenkurs. Kontakt: schwimmkurs@systemausfall.org
Biete
Kommuniziere Deine Antwort sofort in die Facebook-Gruppe oder an kontakt@projekt-raum.info
- Der Waldemarhof stellt auf Anfrage Räume für Engagement zur Willkommenskultur (kostenneutral) zur Verfügung
Denke: Probleme und Herausforderungen
Kommuniziere Deine Antwort sofort in die Facebook-Gruppe oder an kontakt@projekt-raum.info
- es gibt keine Kurzausbildung für Lehrende zu Deutsch als Fremdsprache
- es gibt keinen Deutschkurs mit gleichzeitiger Kinderbetreuung
- Ziel: alle Unterkünfte sollen Internet bekommen, selbstverwaltet von den Geflüchteten
- Geflüchtete brauchen Gärten -> Idee: von Geflüchteten angebotener Markt, sei es Produkte oder Ernte aus einem gemeinsamen Garten
- Qm-Preise des Marktes sind zu hoch, um Unterbringung in der Innenstadt zu finanzieren; diese werden von der Stadt nicht angemietet, von Privatpersonen dürfen keine Wohnungen angenommen werden
- 2-Klassengesellschaft – Kontingentflüchtlinge bekommen sofort eigene Wohnung, Gesundheitskarte, Hartz 4. Die anderen durchlaufen das Asylverfahren, hängen 2 Jahre in einem Heim fest, dürfen nicht arbeiten oder deutsch lernen, keine psychologische Betreuung
3. Arbeitsgruppen
Nach einer Vorstellungsrunde und einem regen Austausch haben sich folgende Arbeitsgruppen zusammengeschlossen, die die Ergebnisse jeweils kurz für uns festhalten:
1. AG: Politische Debatte
In der Gruppe „Politik“ wurde zunächst die Frage erörtert, was wir jeweils genau darunter verstehen. Hier wurde zum einen häufiger die Feststellung getroffen, dass zu bestimmten Themen (z. B. minderjährige unbegleitete Geflüchtete) keine Auskünfte von den offiziellen Stellen zu bekommen sind und dass es nötig wäre, eine Art Bedarfskatalog/Auflistung von Handlungsbedarfen zu erstellen. Die politischen Debatten zu diesem Thema sind häufig problemorientiert aber wenig aufbereitet für konkrete Unterstützungs- und Lösungsansätze. Eine konkrete Idee war zum Beispiel ein Schulungsangebot für Personal, das mit Geflüchteten arbeitet, um diese bspw. für psychosoziale Aspekte und auch psychische Krankheitsbilder zu sensibilisieren und damit die Flüchtlingsarbeit menschlicher und damit erfolgreicher zu gestalten. Hier wurde u.a. die Frage erörtert, inwieweit wir durch ehrenamtliche Angebote die öffentliche Hand aus ihrer Verantwortung entlassen dürfen und ob es andererseits für die Betroffenen fair ist, abzuwarten bis – oder ob – die offiziell Zuständigen sich dazu Gedanken machen. Als guter Mittelweg wurde identifiziert, mit konkreten Konzepten auf sowohl die öffentlich Zuständigen als auch auf andere Finanziers (z.B. Unternehmen) zuzugehen. Als ein weiteres politisches Thema wurde die bürokratische Hürde beim Vermitteln von Geflüchteten in Arbeit genannt, an dem u.a. deutlich wird, wie wir uns selbst im Wege stehen, geflüchtete Menschen gut zu integrieren. Insgesamt wurde deutlich, wie nötig es ist, Meinungen bzw. bestimmte Debattenstränge im öffentlichen Raum mit Informationen zu entkräften. Alles in allem sind wir im Themenfeld „Politik“ nicht über eine erste Annäherung hinausgekommen.
2. AG: Projekte für Kinder / Kulturangebote
Geplant ist die Kinderbetreuung mit parallel laufenden Führung durch die Innenstadt für Erwachsene mit nützlichen Plätzen und Tipps (Hotspots, Bibo, Museum, Spielplätze..). Zusätzlich ist ein Instrumentekarussel-Kurs für Schüler*innen von 5-12 Jahren in der Carl Orff Musikschule geplant: ein ganzes Schuljahr lang, Kinder arbeiten verschiedene Stationen ab, Klavier, Gesang, etc – Ziel: Mischgruppen, um Kinder untereinander zusammen zu bringen.
Nächstes Treffen der AG am 24.08.15, 17-18 Uhr im Pflegefamilienzentrum der Caritas Kröpeliner Str. 16
3. AG: Unterkunftskonzepte
Thesen: Geflüchtete sollten möglichst in dem Stadtteil untergebracht werden, in dem die größte Hilfsbereitschaft zur Integration besteht. Kleine, dezentrale Wohngemeinschaften müssen initiiert und private Wohnungsangebote genutzt und unterstützt werden. Mitwohninitiativen wie „Willkommen Flüchtlinge“ sollten mehr genutzt werden, um die Menschen so aus den Massenunterkünften zu holen.
Rostock darf nicht die Fehler von “Rostock Lichtenhagen“ wiederholen!!
Konkrete Ansätze:
• recherchieren in welchen Stadtteilen sich die ca. 300 dezentralen Wohnungen befinden
• welche Wege gibt es, dass die Stadt auch private Wohnungen anmieten kann?
• bei privaten Wohnraumangeboten wird vermtl. nur der übliche Mietansatz für Sozialwohnungen (Hartz IV) berücksichtigt. Dabei bleiben die Kosten für möbliertes Wohnen oder der Standortvorteil unberücksichtigt. Lassen sich diese Faktoren als Zuschlag zum Mietsatz darstellen / argumentieren ?
• Verfügbarkeit von leerstehenden/ungenutzten Immobilien in der Innenstadt recherchieren z. B. Wohnhaus Liskowstraße oder Fähre Trelleborg im Stadthafen ungenutzt.

Foto: Frank Schlößer, www.das-ist-rostock.de
5. Nächste Termine
- Über den Tellerrand kochen: 18.08., 18 Uhr, mit Anmeldung.
- Treffen der AG Projekte für Kinder/Kultur am 24.08.15, 17-18 Uhr im Pflegefamilienzentrum der Caritas Kröpeliner Str. 16
- Nächstes raum:geben Treffen am 14.09., 18 Uhr
- Fachtagung Güstrow am 22.10. : www.schabernack-guestrow.de/article/view/1868/1/248
5. Wertvolle Links
- Facebook-Gruppe: www.bitly.com/raumgeben
- Jobbörse: https://www.jobbörse-stellenangebote.de
- Jobbörse für Geflüchtete und Arbeitgeber*innen: www.workeer.de/
- Wohngemeinschaften mit Geflüchteten: www.fluechtlinge-willkommen.de/
- Neues Lehrbuch für Deutschunterricht für Asylbewerber*innen für einen praktisch orientierten Unterricht, anwendbar durch Ehrenamtliche:
www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2456534/Deutschkurs-fuer-Asylbewerber
www.welt.de/regionales/bayern/article143901572/Deutsch-Buch-fuer-Asylbewerber-wird-Bestseller.html - Sprachunterricht:
www.multitude-berlin.de/,
www.netzwerk-deutschkurse-fuer-alle.de/wer-wir-sind/ - Migra e.V. – Sprache, Bildung und Integration für Migrant*innen in MV: www.migra-mv.de/
- Bundesfachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge: www.b-umf.de/
- Plattform, die Hilfsprojekte und –initiativen aus ganz Deutschland darstellt, Ideen und Anregungen gibt: www.wie-kann-ich-helfen.info/
- Anti-Rassismus-Training: www.phoenix-ev.org/
- Initiative schwarze Menschen in Deutschland: www.isdonline.de/mitmachen/
- Women in Exile: www.women-in-exile.net/category/was-wir-tun/
- Forum: Flüchtlinge und Asyl in Deutschland: www.thevoiceforum.org/tracker
- Studieren in Deutschland, ein Bericht von Erblina aus Mazedonien: http://www.studieren-in-deutschland.org/als-fluechtling-studieren
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