Zum Wochenstart haben sich 25 Engagierte in unserem Seminar- und Workshopraum zusammen gefunden, um über eine Willkommenskultur für Flüchtlinge in Rostock zu sprechen. Ganz zentrale Punkte waren dabei die Koordination der Ehrenamts-Tätigkeiten und potentielle Partnerschaften für Flüchtlinge.
Ab 10 Uhr füllte sich projekt:raum mit ganz unterschiedlichen Akteuren. Da wir in letzter Zeit immer häufiger auf Menschen gestoßen sind, die sich für dieses Thema engagieren, sollte bei einem gemeinsamen Treffen nach Wegen geschaut werden, wie Hilfsprojekte für Flüchtlinge gebündelt werden können und wo die Bedarfe tatsächlich liegen.
Die Flüchtlingslage in Rostock
Die Vertreterin des Ökohauses Rostock e.V., Birgit Witte, gab einen tieferen Einblick, wie die Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende in der Satower Straße aufgestellt ist, wo Hilfe benötigt wird und wie unser Umgang mit Flüchtlingen aussehen sollte. Neben den über 300 Flüchtlingen, die dort von 6 BetreuerInnen begleitet werden, gibt es noch weitere 300 dezentral lebende Kontingentflüchtlinge, die von gerade einmal 2 BetreuerInnen begleitet werden.
Auch Herr Busch von der Stadtmission Rostock, die sysrische Flüchtlinge betreut, gab einen Einblick: Hier lief die Anfangsphase mit weniger Hindernissen ab, da der OB Wohnungen für 50 Flüchtlinge sicher stellte. Aber auch hier wird deutlich, dass die Stadt mehr zur Pflicht genommen werden muss und dass es an EhrenamtlerInnen fehlt.
Die Flüchtlinge sind alleine in ihren Wohnungen und trauen sich nicht, am gesellschaften Leben teilzunehmen. Nach dem Auszug aus den Gemeinschaftshäusern haben die Flüchtlinge noch nicht den nötigen Anschluss an die deutsche Kultur, was es ihnen schwer macht, den Alltag alleine zu bewerkstelligen. „In Syrien geht man mit seinen Kindern zu dem gleichen Arzt, hier gibt es Kinderärzte, Frauenärzte, HNO-Ärzte… Das muss man erst einmal verstehen“ – so Eyad Alabsi, der selbst vor vielen Jahren aus Syrien nach Deutschland kam und in der Stadtmission Rostock arbeitet.
Die Herausforderungen der Flüchtlingshilfe in Rostock
Deutlich wurde, dass die Stadt Rostock nicht früh genug reagiert hat. Trotz Warnungen und Anzeichen wurden nicht die entscheidenden Hebel in Bewegung gesetzt, die für eine funktionierende Flüchtlingsaufnahme notwendig waren. Zudem scheint es, als seien die Personalstellen im Amt für Jugend und Soziales nicht ausreichend, um den Flüchtlingen effektiv helfen zu können.
Wir brauchen Projekte, die Flüchtlinge in das gesellschaftliche Leben integrieren
„Radinitiative“: Die Jungens von Auguste 86, Torsten Sohn, Iven Brosch vom Bikemarket und die Fahrradwerkstatt des JAZ haben sich zusammengeschlossen, um Mobilitätswege für Flüchtlinge aufzubauen, einen Lerncharakter zu schaffen und gemeinschaftliche Ausflüge als Integration in das gesellschaftliche Leben durchzuführen.
„Über den Tellerrand Kochen“: Als Satellitpartner der Berliner Initative möchten auch wir im projekt:raum dazu beitragen, den Flüchtlingen ein Leben außerhalb der vier Wände zu ermöglichen. Durch gemeinschaftliches Kochen soll ein Austausch angeregt werden.
Eine große Herausforderung der Füchtlingshilfe ist, dass es keine zentrale Koordinationsstelle der Ehrenamts-Tätigkeiten gibt. Das muss sich ändern!
Und so kann man helfen
Wichtig in der Flüchtlingshilfe ist v.a., dass diese dauerhaft ausgerichtet ist. Ja, eine Tätigkeit wie z. B. Kleidersortieren kann temporär durchgeführt werden. Wenn es aber darum geht, einen Menschen aus einer anderen Kultur abzufangen und zu unterstützen, muss eine persönliche Beziehung aufgebaut werden – das bedarf Zeit! Uns wurde von Frauen berichtet, die aufgrund häuslicher Gewalt mit ihren Kindern flüchten mussten. Noch traumatisiert haben sie aber durch unzumutbare Zustände, in denen sie in Rostock leben, keine Möglichkeit das Erlebte aufzuarbeiten. Diese Menschen brauchen Bezugspersonen.
• Sogenannte Patenschaften, wie es auch z. B. in Leipzig gemacht wird, sind ein Weg, die Flüchtlinge aufzunehmen, sie bei Behörden- und Arztgängen zu unterstützen, aber vor allem sie erst einmal an die deutsche Kultur heranzuführen. Bislang gibt es diese Patnerschaften nur selbstorganisiert und auf Anfrage von der Gemeinschaftsunterkunft.
Ehrenamtstätigkeiten in folgenden Felder
• Auszugshilfe nach 6 Monaten Gemeinschaftsunterkunft
• Kleiderspenden sortieren
• Hausaufgabenbetreuung für Kinder
• Kinderbetreuung 2 Stunden/Woche
• Betreuung einer Krabbelgruppe am Vormittag
• Deutsch-Sprachkurse
Für projekt:raum soll das nicht das letzte Treffen zu diesem so wichtigen Thema sein. Heute möchten wir auch Euch dazu anregen, zu schauen, wo vielleicht jeder einzelne von Euch helfen kann.
Möchtet ihr über Folgeveranstaltungen informiert werden? Dann schreibt uns eine leere Email mit dem Betreff ‚Newsletter‘ an kontakt@projekt-raum.info.
Bei Fragen könnt ihr Euch jederzeit bei Birgit Witte vom Ökohaus melden: asyl@oekohaus-rostock.de
0 Kommentare
2015-04-29 15:55:32
Kurzinfo zum Thema von Torsten Sohn: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=1038904852803993&set=a.533056646722152.136111.100000534634961&type=1&theater
2015-05-31 17:07:22
Super Sache. Man kann sich gar nicht vorstellen, welche Zustände da herrschen müssen. Was jetzt genau mit der Aussage, dass es nur einen Arzt gibt gemeint ist, ist mir nicht ganz klar geworden. Heisst das, es gibt keine Ärzte mit Spezialgebieten? Und welche folgen würden daraus entstehen? Sind die Ärzte dort weniger gut ausgebildet?
2015-09-15 07:16:49
Guten Tag,
würde gern an Folgeveranstaltungen teilnehmen .
Mit freundlichen Grüssen Frau Kohl
2015-10-19 09:22:42
Hallo,
Ich weiß nicht wie ich helfen kann aber ich würde euch auch gern helfen z.B Bei den Balkan Flüchtlinge Helden ich spreche Albanischen Mazedonisch Serbisch. Ich glaube das ich Deutschland und den Menschen die aus Krieges Gebiet kommen das ich irgendwie schuldig bin denen zu helfen